Wenn man Blogger als Querschnitt der Internetaffinen Weltbevölkerung sieht, könnten sie nicht unterschiedlichere Interessen verfolgen. Die einen richten sich einen privaten Blog ein um Babyfotos mit der Verwandschaft zu teilen. Andere nutzen das Medium um ihre Freunde über die Erlebnisse während ihrer Weltreise auf dem Laufenden zu halten. Politisch motivierte Blogs etwa nutzen die Plattform um über die Missstände in ihrem Land oder in Bezug auf eine Minderheit aufmerksam zu machen. Die Gemeinsamkeit mag wohl sein dass es ein meist öffentlich zugängliches Forum ist in dem JederMann und JedeFrau ihre Gedanken oder Erlebnisse mit Gleichgesinnten teilen kann, sofern der Blog denn auch promotet und somit auffindbar ist.
Jeder der schon einmal einer Marketing- oder Kommunikationsabteilung angehört hat, kennt die Situation. Wir brauchen einen Blog! Warum haben wir keinen Blog? Ja ok, verstanden. Wer liefert die Inhalte? Wer kennt sich technisch aus? Zugegeben, durch Formate wie das von Google bereitgestellte System, auf dem Ihr Euch gerade befindet, halten sich die technischen Herausforderungen in Grenzen. Andere freie Formate wie Wordpress sind schon etwas komplizierter.
Also gut, wer kennt wirklich erfolgreiche Beispiele von Unternehmensblogs, in denen authentisch und offen kommuniziert wird, und zwar nicht nur mit potentiellen Käufern, nein mit Themen rund um das Unternehmen, die alle betreffen, die Region, Mitarbeiter, Kunden, Zulieferer und andere Partner? Das ist wirklich eine Mammutaufgabe, wenn man im Unternehmen die Themen und oft auch das Wording und Timing genauestens absprechen muss. Meistens endet das in einer eindimensionalen Geschichte, bei der dann kommuniziert wird, wenn das Unternehmen den besten Zeitpunkt ermittelt hat, mit einer Nachricht nach dem Stil: Yeah, unser neues Produkt ist da. Bitte jetzt testen, jetzt Feedback geben etc.
Ein wirklich erfrischendes Beispiel für einen Familienbetrieb in ich glaube 3.Generation ist der Markenauftritt von Walthers. Hinter allem steht die aktuelle Unternehmensanführerin und Enkelin des Gründers, die seit einigen Jahren bloggt, postet und im Netz umtriebig ist, ich vermute sogar dass sie viele Menschen, die sonst eher nicht einer Marke oder einem Unternehmen folgen würden indirekt zum Fan von digitaler Markenkommunikation gemacht hat. Auch die Einbindung des Facebook- und Twitterkanals in die Website ist wirklich gelungen und immer mit dem Hauptthema Saft (s. Storytelling) verbunden: http://www.walthers.de/saftplausch/saftfreunde/.
Wer den Blog und die liebevoll aufbereitete Website und den Onlineshop durchstöbert hat wird mir vielleicht zustimmen. Soviel ehrliches Interesse kann eigentlich nicht auf dem Reissbrett entstehen, ja es wird sogar positiv von anderen Saftkeltereien, eher als Verbündete denn als Konkurrenten gesprochen. Das kann nur entwickeln wer mit Herz und Leidenschaft für etwas brennt, das mehr ist als ein Arbeitsplatz, eine Gemeinschaft, Heimat und eine Zukunft.
Zurück in unserer Unternehmens- oder Agenturrealität. Schließlich haben wir nicht immer eine Gründerpersönlichkeit am Start, die auch noch (echter oder angefixter) "digital native" ist. Trotzdem kann man natürlich für ein Thema brennen, das gilt besonders für starke Marken oder für Fachthemen, wo Experten mit Experten oder auch Einsteigern in das Thema diskutieren. Man sollte sich also gut überlegen, ob es sich lohnt einen Blog einzurichten, wer diesen mit Inhalten befüllt, technisch betreut und konstant beobachtet. Auch sollte man vorher schauen, ob das Thema nicht schon erfolgreich von anderen besetzt wird und sich VORHER überlegen wie man mit kritischen Kommentaren umgeht.
Eine hervorragende Beobachtung, liebe Nina - wie oft im Leben werden manche Tools zweckentfremdet, wie Du bei den meisten Unternehmensblogs festgestellt hast. Leider-leider. Die wenigsten Blogs erfüllen die Voraussetzungen, um promotet und dann auch dauerhaft gelesen zu werden. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Blogs sehr authentisch und sehr speziell bleiben müssen, so trifft man ehe den Geschmack einer Dialoggruppe. Gute Beispiele sah ich zB unter Müttern, die gute Koch- bzw. Erziehungsblogs führen. Was Unternehmen angeht - kenne ich keine spannenden Beispiele. Die meisten sind zu lang, zu künstlich, zu kommerziell. Da würde mE ein Tweet ausreichen :)
AntwortenLöschenJa das ist der Nachteil der PR-Maschinerie bzw. Marketing. Wenn man nicht eine bombastische Idee hat, sollte man Blogs wahrscheinlich in den privaten Bereich verbannen;-)
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